Slowenien-Kroatien-Italien Teil2 NEUE BILDER

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spezi266
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Slowenien-Kroatien-Italien Teil2 NEUE BILDER

Beitrag von spezi266 »

Mittwoch den 27.08. ging´s dann von Senj los, wir wollten die Umgebung erkunden und möglichst viel Schotter fahren. Die Motorräder um einiges Gepäck erleichtert, die Alukoffer blieben im Quartier. Vom Vratnik fuhren wir ein kleines Strasserl nördlich, dass dann bei Prokike wieder in die Hauptstrasse vom Pass her einmündet. Nun wollten wir südwärts zum kruscicko jezero (See). Aber schon bei der Ausfahrt von Prokike begann meine Twin zu eiern. Ein Patschen, und das ganze Werkzeug war in Senj zurückgeblieben. :spinner: Also machte sich Willi auf die 40km Reise um mein Werkzeug zu holen. Einstweilen hatte ich die Twin zu einem alten Haus manövriert, das so eine Art mexikanischer Arkaden als Vorbau hatte. Sogar ein kleines Lebensmittelgeschäft war in dem antiken Gebäude vorhanden. Willi und ich hatten sich die ganze Zeit bei der Fahrt durch Kroatien gewundert, dass in den Orten an den Nebenstrecken keine Geschäfte waren. Da war auch keine Reklame und kein Schild an dem Gebäude, eben ein Geschäft für Insider. Um mir die Zeit zu verkürzen baute ich mit dem Bordwerkzeug das Hinterrad aus und hab den Reifen abgetreten. Nach nicht allzu langer Zeit kam Willi mit dem Werkzeug angebraust, KTM`s sind halt geschwinde Fahrzeuge. Montiereisen, Reserveschlauch, alles war da nur keine Luftpumpe. Das dritte Haus rechts hat eine, meinte die Dame vom Geschäft. Meine geringen Kenntnisse der polnischen Sprache waren mir sehr hilfreich. Kroatisch ist dem Polnischen etwas ähnlich. Nur beim dritten Haus war kein Mensch anzutreffen. Aber im Haus links gegenüber waren Bauarbeiter mit dem betonieren einer Stiege beschäftigt. Die hatten aber auch keine Pumpe, meinten aber das nächste Haus schräg rechts gegenüber hat eine. Also dorthin. Mit etwas Geschrei in Polnisch: ,, Gin dobre, ne domu" (Guten Tag, niemand zu Hause) liess sich der Hausbesitzer endlich blicken. Da ich den Schlauch über dem Hals hängen hatte wusste er sofort um was es ging. Ich brauchte nur die Backen aufzupusten und auf den Schlauch deuten. Das ist internationale Verständigung. Der gute Mann hatte zwar auch keine Pumpe, aber einen Traktor mit Kompressor. Deshalb war er auch der Ortschef von Prokike, wie ich später erfuhr. Der Traktor wurde mit einer Zeremonie angeworfen, danach ging alles dobsche. Bis ich das Hinterrad wieder eingebaut hatte und wir weiterfahren konnten war es Mittag geworden. Also auf zur nächsten Seitenstrasse und ab nach Süden. Willi hatte genauere Karten als ich (sein Navi war leider ausser Dienst da das Kabel für die Stromversorgung einen Wackelkontakt hatte) und so fuhren wir nach seiner Order. Die gute Strasse, obwohl eingezeichnet, endete in einer Traktorspur und verteilte sich auf vier Felder. Sodala mussten wir wieder ein ganzes Stück zurück obwohl die Zeit drängte. Den See hatten wir bereits abgeschrieben, wir wollten zur Passstrasse nach Oltare die südl. von Senj die Küste erreicht. So fuhr ich wieder voran. Plötzlich begann Willi hinter mir zu hupen. Ich ließ ihn vorbei und hoppelnd blieb er vor mir stehen. Meine Kupplung funktioniert nicht mehr, fauchte er. Ein Blick auf den ölenden Kupplungsnehmerzylinder enttarnte sofort den Defekt. Da am Deckel stand: fill only mineral oil, fuhr ich zur nahen Strassenbaustelle zurück und schnorrte den Bauarbeitern einen halben Liter Öl ab, dass ich in eine kleine Mineralwasserflasche füllte. Zehn Kunos für Pivo hinterliess ich ihnen aber noch. Also Deckel ab und Öl eingefüllt, nach einigem Pumpen funktionierte die Kupplung wieder. Das Öl war zwar das falsche wie wir später erfuhren, aber gefunzt hat es trotzdem. In Krasno habe ich noch Schafkäse direkt von einer Molkerei gekauft. Nach Oltare ging es die herrliche Passstrasse zum Meer hinunter. Gigantisch ist wie sich die Landschaft innerhalb weniger Kilometer verändert. War man vorher noch im dichten Wald, fährt man plötzlich in einer Karstlandschaft mit herrlicher Aussicht auf das Meer und die vorgelagerten Inseln. Wieder im Quartier in Senj angekommen schickte ich eine SMS an meinen Sohn. Er solle im Computer die KTM-Werkstätten von Kroatien ausfindig machen und mir senden. Bei einer Botelle Rotwein und dem Schafkäse kam dann die Antwort sehr rasch. Die näheste war in Rijeka.
Donnerstag 28.08. Auf nach Rijeka. Ich packte all meine Sachen, da ich von Rijeka nördl. weiterfahren wollte. Willi nahm nur das notwendigste mit, der gute Mann hatte noch eine Woche Urlaub. Auf der ersten Tanke in der Stadt fragten wir einen Chopperfahrer nach Marcel Moto, dem KTM Dealer. Auf dem Sozius saß eine hübsche Blondine im Minirockerl und pinkfarbenem Jethelm. Leider musste sie in jeder Hand einen 5Liter Benzinkanister halten. Nachdem ich mich wieder auf den Fahrer konzentrieren konnte erfuhr ich, dass wir beim nächsten traffic-light rechts abbiegen müssen, dann nur der Strasse zu folgen hätten und nach zwei Kilometer am Ziel seien. Sowar es dann auch, aber das Motorradgeschäft war nicht das von Marcel Moto. Ein älterer Herr klärte uns dann auf, dass Marcel Moto nicht am östlichen sondern entgegengesetzt am westlichen Rand von Rijeka liegt. Umfahrungsstrasse bis Abfahrt Opatija, dann wieder Rijeka. War gar nicht leicht zu finden denn die Werkstatt war in einem Wohnhaus im Villenviertel untergebracht. Erster Eindruck: sieht sauber aus, die Neufahrzeuge, hauptsächlich Roller waren vornehm im Wintergarten untergebracht. Willi erklärte, dass seine Kupplung defekt sei. Ein prüfender Blick des Meisters auf das ölende Teil und schon verschwand er in einem Zimmer. Eine Minute später stand er wieder da mit dem KTM Packerl in der Hand, in dem sich ein neuer Kupplungsnehmerzylinder befand. Montiert wurde er auch sofort und das KTM unwürdige Baumaschinenöl wurde ausgespült und durch teures Magura blood (so heißt die Flüssigkeit für die hydraulische Kupplungsbetätigung) ersetzt. Tolles Service, tolle Werkstatt, dort arbeiten nur Vater und Sohn, Goran Podravski ist sein richtiger Name.
Dann noch geschwind auf ein Eis ins mondäne Opatija. Die Verabschiedung von Willi, der wieder nach Senj zurück fuhr. Für mich ging´s über den Ucka Pass ins Landesinnere. Vor der slowenischen Grenze habe ich noch im Dorf Trstenik halt gemacht. Ein Geisterdorf, fast alle Häuser verfallen, die Leute weggezogen wo es Arbeit gibt. Nur ein paar Alte sind zurückgeblieben, der Friedhof machte den gepflegtesten Eindruck. An der Grenze musste ich sogar einen Koffer öffnen, dann war es aber mit der Kontrolle vorbei. Über Triest ging´s dann wieder bis Lignano wo ich um zehn Uhr Abend eintraf.
Freitag 29.08. Leider habe ich wieder zu lange geschlafen. Schönes Wetter, ich will in die Berge. Nichts wie rauf auf die Twin. Zuerst düste ich auf der kleinen Strasse über den Monte Rest nach Ampezzo. Dann zum Kanaltal, aber in Chiusaforte rechts ab zur Sella Nevea. Über einige Kehrtunnels gelangt man auf die Passhöhe. Dann zum Raibler See (Lago di Predil) und über den Predilsattel rüber nach Slowenien. Nach dem alten Fort, durch das die Strasse verläuft bin ich dann links zur Mangartstrasse abgebogen. 5 Euro muss man jetzt für den Aufstieg löhnen, das ist es aber bei schönem Wetter wert. Man durchfährt einige Felstunnels und gelangt auch auf asphaltierten Pfaden zur Lahnscharte. Wunderschöne Ausblicke belohnen die Auffahrt. Die Stichstrasse muss man allerdings wieder zurück fahren. Weiter ging es nach Kobarid (Karfreit). An der Tanke dort gab´s für die Twin und mich Verpflegung. Ein nettes Bankerl zum sitzen war auch dort. Hab mich dann mit einem Einheimischen unterhalten, der hastig immer wieder SMS auf einem mit Tixoband zusammengewickelten Handy tippte. Always trouble with women, und er schüttelte erbost seinen Kopf. That´s cause women always want to do what man not want to do, war meine Antwort. Er stutzte kurz, ein scharfes yes und der erhobene Daumen war seine Antwort. Da es schon sechs Uhr abends wurde musste ich mich sputen noch über den Stol zu kommen, da es dort im finsteren nicht gut zu schottern ist. Die Anfahrt unten durch den Wald war dieses Jahr am schlechtesten, dafür waren die oberen Abschnitte trotz groben Schotters dank des Mitas E07 gut zu fahren. Noch gschwind ein paar Fotos oben in der untergehenden Sonne und die Abfahrt nach Ujka (Uccea). Über den Passo di Tanamea gings Richtung Tarcento. Die Abendstimmung, das rote Licht der Berge, das Blubbern der Twin machten eine einzigartige Stimmung. Über San Daniele mit den Lagerhäusern der Prosciutto-Fabriken ging´s wieder zurück nach Lignano.
Am Sonntag den 31.08. bin ich dann über Predil und Vrsic wieder nach Österreich gelangt. Urlaub ade.

Fazit: Slowenien und Kroatien sind für Endurofahrer tolle Urlaubsländer. Die Ausblicke in den weiten, menschenleeren Wäldern sind zwar nicht so atemberaubend wie in den Alpen, aber die dalmatinische Küste kann da vieles wieder wett machen. Enduros sind in beiden Ländern nicht so begehrt wie schnelle Strassenmotorräder oder Supermotards. Gut für uns, so können wir noch hoffentlich lange ungestört durch die Wälder fahren. Preisniveau: An der Küste in der Haupturlaubszeit recht hoch, im Landesinneren aber wesentlich billiger. Sprit in Slowenien derzeit 1,13 EUR. :top: :top: :top:

Spezi

Bilder: http://picasaweb.google.de/spezi266/Forumsbilder#
Zuletzt geändert von spezi266 am Di 9. Sep 2008, 01:26, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Slowenien-Kroatien-Italien Teil2

Beitrag von Radltreiber »

Wieder mal besten Dank für den üppigen Bericht. Bist ja ganz schön in der Gegend herumgedüst. :applaus:
Hab Guster bekommen und werde meine Twin mal sattelln und mal schauen wies am Niederalpl derzeit ausschaut.
Wenn schon italienisch dann Spaghetti aber keine Bikes
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TwinBert
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Re: Slowenien-Kroatien-Italien Teil2

Beitrag von TwinBert »

Wie immer vom Spezi ein super Reisebericht, :danke: Hast vielleicht noch 1 oder 2 Fotos? *lechts*
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